Pressemeldungen

21. September 2015:
Voll im Plan ins Aus
Aus insgesamt 45 vorgeschlagenen „Planlosigkeiten“ der österreichischen Baukultur hat eine unabhängige Jury drei besondere Nominierungen ausgewählt. Eine wird am 29. September 2015 im Wiener WUK den Planlos Award 2015 erhalten.
Auf der Website www.planlos2015.at gingen dieses Jahr insgesamt 45 Vorschläge ein für planerisch unvernünftige und wenig zugängliche Entscheidungen in der Baukultur. Eine unabhängige Jury wählte drei Nominierungen aus, die am 29. September bei einer öffentlichen IG Architektur Festveranstaltung vorgestellt werden und von denen eine den ersten Preis, einen 8 Kilogramm schweren Betonblock, erhält.
Die drei nominierten Planlosigkeiten zeigen exemplarisch Missstände auf, die weit über das einzelne Projekt hinaus für die Bau- und Planungskultur in Österreich Konsequenzen haben. Allen drei ist gemeinsam, dass sie, zumindest aus Sicht ihrer UrheberInnen, gut geplant und argumentierbar sind: Es ist eben leider nicht planlos, was dort geschieht. Es hat Methode.
Oberösterreich / Standardausstattungskatalog des Wohnbaulandesrates:
Am 1. Jänner 2015 sind die von Wohnbaulandesrat Manfred Haimbuchner initiierten „Standardausstattungskataloge“ in Kraft getreten, die als zusätzliches Regelwerk vorschreiben, welche Ausstattung im sozialen Wohnbau empfohlen („E“) bzw. verpflichtend („P“) sind. So verständlich der Versuch ist, leistbares Wohnen zu ermöglichen, so wenig sinnvoll erscheint eine Reglementierung, die in Form und Diktion an „planwirtschaftliche Steuerungsinstrumente aus den 30-er Jahren“ erinnert. Der von Haimbuchner als „Einsparungsprogramm“ präsentierte Katalog ist tatsächlich ein zusätzliches bürokratisches Bauregelwerk. PlanerInnen und Ausführende werden in ihrer Lösungskompetenz eingeschränkt – die Konsequenzen sind genau die, die vermieden werden sollten: langfristig höhere Kosten und schlechtere Wohnqualität - vor allem für die NutzerInnen.
Steiermark / Wettbewerb Sportpark der Sportunion Steiermark:
In der lebendigen Architekturszene in Graz und der Steiermark rumort es schon lange. Zu viele Wettbewerbe sind für die Mehrzahl der ArchitektInnen nicht zugänglich, entweder aufgrund überzogener Eignungskriterien oder der einseitigen und unfairen Auslegung gesetzlicher Regelungen wie des Bundesvergabegesetzes. Exemplarisch dafür ist der auf eigene Kosten ausgelobte Wettbewerb zum Sportpark in der Hüttenbrennergasse Graz mit internationaler Veranstaltungs-Ballsporthalle durch die Sportunion Steiermark - ein Highlight der Schattenseiten steirischer Planungskultur.
Stadt Wien / PPP-Verfahren:
Städte und Gemeinden schwimmen nicht in Geld, das ist allen bekannt. Private-Public-Partnership -Verfahren, in denen die öffentliche Hand öffentliche Bauten wie z.B. Schulen komplett an private InvestorInnen vergibt, spiegeln das wider. Kritisiert wird von engagierten SteuerzahlerInnen der Rückzug der öffentlichen Hand aus der inhaltlichen Verantwortung und langfristig höhere Kosten. Politik ist nicht Verwaltung, Politik setzt Rahmenbedingungen oder kritisiert diese. Ein so starker Bürgermeister wie Michael Häupl in Wien steht dabei unter besonderer Beobachtung.
Die IG Architektur zeigt unverständlichen Entscheidungen in Architekturpolitik, Stadtplanung und Vergabewesen erneut die Zähne. Zum dritten Mal nach 2011 und 2013 vergibt die Interessengemeinschaft Architekturschaffender den Preis für die „planloseste Entscheidung in der österreichischen Baukultur“.
Seit 2001 steht die IG Architektur für eine kritische Auseinandersetzung mit Fragen der Architektur und Architekturpolitik. Gleichzeitig bietet sie ihren fast 300 Mitgliedern eine solidarische Plattform für Wissens- und Meinungsaustausch.
Preisverleihung Planlos Award 2015:
- Dienstag, 29. September 2015, 19:00 Uhr
- WUK Wien, Währinger Str. 59, 1090 Wien
© IG Architektur. Abdruck honorarfrei. Belegexemplare erbeten.
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